Haus Cromford, die erste Fabrik auf dem Kontinent, ist ein Ergebnis von internationaler Industriespionage. Vor mehr als 200 Jahren entschloss sich der Wuppertaler Kaufmann J. G. Brügelmann, vor den Toren der Stadt Ratingen, unmittelbar am Flüsschen Anger gelegen, eine Baumwollspinnerei nach englischem Vorbild zu errichten. Seit 1783 in Betrieb ist sie als erste vollmechanische Baumwollspinnerei auf dem Kontinent entstanden und steht für den Beginn der Industrialisierung in Deutschland. Obwohl das Geheimnis der „Waterframe“ durch die britische Regierung unter Androhung der Todesstrafe geschützt war, gelang es Brügelmann, an ein Modell der Maschine zu gelangen.
Bei der Führung durch die „Hohe Fabrik“ wurde anschaulich vor Augen geführt, wie diese Maschinen funktionierten. Angetrieben von einem mächtigen hölzernen Wasserrad wurden nach und nach die Vorspinnmaschinen in Bewegung gesetzt und zum Schluss die „Waterframe“, die erste vollmechanische Spinnmaschine, vorgeführt. Sie stellt das Herzstück des Museums dar. So lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie aus Rohbaumwolle ein fester Faden gesponnen wurde, dereinst unter Mitarbeit zahlreicher Kinder und Jugendlicher, die oftmals 12 bis 16 Stunden täglich an den Maschinen und Gerätschaften arbeiten mussten.
Das prachtvolle Herrenhaus Cromford, welches an ein französisches Lustschloss erinnert, entstand vor etwa 220 Jahren und war die Schaltzentrale des einst bedeutenden Unternehmens und bürgerliches Wohnhaus der Brügelmanns.
Die Stadt Ratingen mit ihren Mauern und Türmen, Kirchen und Bürgerhäusern, Höfen und Gassen bewahrt Geschichten und Legenden für jeden Besucher.
Marlies Pasch