Die „Jakob-Krebs-Straße“ ist eine der vier ältesten Straßen innerhalb der Befestigung. Nach der Pfarrgründung in Anrath verlor der alte Kirchweg über das Meisfeld vorbei an der Kollenburg und dem Gelleshof im Kehn zu St. Peter vor Kempen an Bedeutung und der Wirtschaftsverkehr verlagerte sich auf den ‚Vorster Klotzweg‘, der seinen Namen mindestens seit dem 16. Jahrhundert besaß. Bis zum frühen 18. Jahrhundert dürfte dieser Weg nur ein wenig ausgebauter Feldweg gewesen sein. Etwa 1850 im Zuge des Eisenbahnbaus wurde der Vorster Bahnhof, Haltestelle Anrath, errichtet. Jetzt bekam die Straße eine große Bedeutung für den Ort. Mit der Anpflanzung von Chausseebäumen wurde das noch unterstrichen.
Der Weg von der Pfarrkirche aus in nordwestlicher Richtung bis zum Dorftor (‚Hüskespoort‘ – ‚Hüskespforte‘) wurde ‚Hüskesstraße‘ genannt. Hüskes war eine alte Familie, die immer wieder in der Anrather Dorfgeschichte eine Rolle spielte und Kirchmeister, Handwerker und Pastöre stellte. Der Familienstammsitz lag direkt innerhalb der Dorfumwehrung auf dem Grundstück „Jakob-Krebs-Straße“ 17 (später u. a. Drogerie Kerken).
Ab der ‚Hüskespoort‘ (‚Hüskespforte‘) -eines der vier Anrather Dorftore- hieß die Straße ‚Vorster Klotzweg‘, die vorbei am ‚Dohrfeld‘ und ‚Schagesfeld‘ zur Rechten und dem ‚Gietherfeld‘ und ‚Liesgesfeld‘ zur Linken über den Bahnübergang der Bahnlinie Krefeld-Viersen in die Bauernschaft ‚Kehn‘ führt. 1890 eröffnete Jacob Simons am ‚Berschelsbaum‘ (‚Anrather Straße‘) die Gastwirtschaft ‚Schützenhof‘, später Gaststätte Mörschen, heute Restaurant ‚Tafelsilber‘. Über ‚Berschelsbaum‘ gelangte man dann in den Nachbarort Vorst.
1896 wird der ‚Vorster Klotzweg‘ in ‚Bahnstraße‘ umbenannt, K 428. Die Anrather hatten ein Problem mit dieser Umbenennung und nannten die Straße einfach die ‚untere‘ und die ‚obere‘ ‚Bahnstraße‘. Der Volksmund nannte auch die Namen ‚zur Eisenbahn‘ oder von alters her den Teil ab ‚Burgstraße‘ (heute ‚Karl-Gierlichs-Straße‘) bis zur ‚Gietherstraße‘ ‚der Söte Tömp‘.
Am 25. Juli 1928 beschloss der Anrather Gemeinderat ‚den unbefestigten Weg seitlich des Dohrhofes, abzweigend von der ‚Bahnstraße‘ (heute „Jakob-Krebs-Straße“) gegenüber dem Fabrikeingang der Firma Krebs und endend in den ‚Mühlenweg‘ (heute ‚Brückenstraße‘) mit „Jakob-Krebs-Straße“ zu bezeichnen; GA 549.
Eine erneute Umbenennung erfolgte 1934. Um die Verdienste von Jakob Krebs für Anrath zu würdigen, benannte der Gemeinderat Anrath den oberen Teil der ‚Bahnstraße‘ von der Einmündung der ‚Gietherstraße‘ bis zur Eisenbahnstrecke‘ in „Jakob-Krebs-Straße“ um. Gleichzeitig ist die frühere „Jakob-Krebs-Straße“ (Verbindungsstraße zwischen ‚Bahnstraße‘ und ‚Mühlenstraße‘) in ‚Kanalstraße‘ umbenannt worden‘; GA 549.
Durch den Grenzänderungsvertrag zwischen Vorst und Anrath, der mit Wirkung vom 01. April 1958 in Kraft trat, liegt der Anrather Bahnhof nun nicht mehr auf Vorster Gebiet, 17 Hektar wechselten gegen Zahlung von 24.000 DM zur Gemeinde Anrath. Angestoßen wurde die Gebietsänderung von 31 Bewohnern an der Bahnlinie. Die hinzu gekommenen Flächen werden wie folgt eingegliedert:
- Die beiden Häuser an der verlängerten ‚Süchtelner Straße‘ zur ‚Süchtelner Straße‘;
- Die hinter der Bahn gelegenen Häuser linksseitig Moerschen, rechtsseitig Dienstwohnungen der Bundesbahn und Haus der hl. Familie zur ‚Jakob-Krebs-Straße‘;
- Bundesbahndienstgebäude sowie frühere Bahnmeisterwohnung zu ‚Am Bahnhof‘;
- Die Häuser Ferdinand Steves und Karl Dengs (früher Knechten) zu ‚Darderhöfe‘.
Durch die Umgemeindung werden 5 Häuser des ehemaligen Vorster Gebietes der ‚Anrather Straße‘ sowie 11 Häuser der Straße ‚Am Bahnhof‘ mit ‚Jakob-Krebs-Straße‘ neu bezeichnet und 3 Gebäude des ‚Kehn‘ erhalten den Namen ‚Darderhöfe‘. Die beiden Häuser auf der verlängerten ‚Süchtelner Straße‘ erhalten die Hausnummern 168 und 189; GA 550; RP vom 17. Januar 1958. Die Gemeinde Anrath hat das Landesstraßenbauamt gebeten, das Ortsschild zu versetzen: ‚Die Gebietsgrenze liegt nunmehr ca. 110 Meter vor dem Bahnübergang der Strecke Mönchengladbach-Krefeld, Landstraße I, Ordnung 385 an Punkt 9(A).
Im Rahmen der Kommunalen Neugliederung 1970 erhielt die gesamte Straße von der Pfarrkirche bis zur Ortsgrenze hinter der Bahnlinie ab dem 01.01.1972 den Namen „Jakob-Krebs-Straße“, Beschluss des Hauptausschusses der Stadt Willich vom 06.05.1971. Sie ist als L 361 qualifiziert.
Für die Straßen innerhalb des Fleckens Anrath gibt es, von Gottfried Kricker für die Jahre ab 1660 zusammengestellt, Hinweise über die Entwicklung des Grundbesitzes und den wechselnden Besitzern, siehe K 295 bis 312.
Dieser Straßenzug „Jakob-Krebs-Straße“ im Zentrum Anraths erinnert an den Gründer der gleichnamigen Tuchfabrik in Anrath. Der Name Jakob Krebs steht im engen Zusammenhang mit der Industrialisierung und Entwicklung der Gemeinde Anrath zu einer Zeit, als die Gemeinde vor der Auflösung stand. Mit Ministererlass wurde der Weiterbestand verfügt. Zwei große Textilbetriebe und ab 1900 die Strafanstalt wurden angesiedelt, um Arbeitsplätze zu schaffen. Eine davon war die Firma Albert Derichs & Co., die nur ein Jahrzehnt bestand. Dann ergriff Jakob Krebs als früherer Betriebsleiter die Initiative. 1907 eröffnete er den stillgelegten Betrieb und baute ihn zu einem in den 1920er Jahren bereits international anerkannten Unternehmen aus. 40 Arbeitsplätze bot das Unternehmen 1907, bis zum 2. Weltkrieg waren es bereits 550. Die Verdienste des Firmengründers, der am 31.01.1862 in Uetterath geboren und am 22.03.1927 in Mönchengladbach verstarb, würdigte der Gemeinderat in Anrath 1934 damit, dass die obere Bahnstraße von der Gietherstraße bis zur Bahnstraße in die Jakob-Krebs-Straße umbenannt wurde.
Die Sommervilla Krebs in Anrath, Jakob-Krebs-Straße 126, ist in die Denkmalliste der Stadt Willich, Stand Mai 2015, lfd. Nr. 12, eingetragen.
Die Evangelische Kirche in Anrath, Jakob-Krebs-Straße 121, ist in die Denkmalliste der Stadt Willich, Stand Mai 2015, lfd. Nr. 17, eingetragen.
Die Wegekapelle in Anrath, Jakob-Krebs-Straße 128, ist in die Denkmalliste der Stadt Willich, Stand Mai 2015, lfd. Nr. 87, eingetragen.
Die Villa Krebs in Anrath, Jakob-Krebs-Straße 153, ist in die Denkmalliste der Stadt Willich, Stand Mai 2015, lfd. Nr. 154, eingetragen.
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