Heribertstraße

Eine der geschichtlich bedeutsamsten Örtlichkeiten in Anrath ist das ‚Pastorssträßchen‘ (in der Mundart nur ‚et Schtröttsche‘). Unter diesem Namen ist die von der heutigen ‚Viersener Straße‘ zum ‚Pastorat‘ führende kleine Sackgasse im Süden des Dorfes allen Einwohnern bekannt, obwohl sie um die Jahrhundertwende zunächst ‚Laurenzstraße‘ und ‚Blumenstraße‘ hieß, später dann ‚Kurze Straße‘ und heute „Heribertstraße“ heißt.

Das ‚Pastorssträßchen‘ (‚Kurze Straße‘) war die einzige Nebenstraße in alter Zeit, wirkte damals wie heute wie eine Sackgasse. 1896 wird das bisherige ‚Pastorssträßchen‘ in ‚Kurze Straße‘ umbenannt.

Am 21. April 1960 beschloss der Gemeinderat auf Antrag der Pfarrgemeinde, die ‚Kurze Straße‘ in „Heribertstraße“ umzubenennen. Benannt wurde sie nach dem Hl. Heribert, Erzbischof von Köln (ca. 970–1021) und zweiter Patron der Pfarre Anrath. Während seiner Amtszeit hat Anrath sich von St. Peter bei Kempen abgepfarrt und zur eigenständigen Pfarre erhoben; AHB 1986, 4. Zu Ehren des heiligen Heribert errichtete die Pfarrgemeinde im Rahmen der 1000-Jahrfeier 2010 ein Denkmal an der Pfarrkirche. AHB 2021, 34.

Heute wird die „Heribertstraße“ nach Nordosten ausgebaut zur neu erstellte ‚Berliner Straße‘ weitergeführt; AHB 1999, 29. Ein unbenannter Fußweg biegt an der Abzweigung Richtung Südwesten an der ‚Josefshalle‘ vorbei auf den ‚Josefsplatz‘.

Die Waak (Wall und Graben) verlief von der ‚Neersener Straße‘ bis zum Pastorat. Hier war in der Südostecke des Fleckens das Pfarrhausgelände aus dem Dorfgrabenbezirk ausgeschlossen.

Das ‚Pastorat‘ mit Haus, Hof, Garten und Baumgarten lag also außerhalb des Dorfgrabens, der das Gelände nur im Westen und Norden umschloss, während es im Osten und Süden von einem eigenen Wassergraben umgeben war, der mit dem Dorfgraben in Verbindung stand. Der Zugang zum ‚Pastorat‘ erfolgte von der Weide (‚Pastorssträßchen‘) her über den Graben in das Pastoratsgrundstück und durch ein Tor, die Pastorspforte, die 1603, 1604 und 1615 bereits erwähnt wird und nicht mit der Bengdpforte identisch ist.

In der südlichen Ecke vor dem ‚Pastorat‘ lag noch eine Weide unbebaut, die im Besitz des Pastors war. Sie wurde am Ende des 16. Jahrhunderts von Pastor Johannes Martins (Mertins, Martini) gegen eine Erbpacht an fünf ehrenwerte Anrather Einwohner vergeben, die darauf fünf Häuser bauten. Sie bildeten die Südseite des sog. ‚Pastorssträßchens‘ (‚Kurze Straße‘; heute „Heribertstraße“). Alle Häuser wurden kurz vor 1600 gleichzeitig erbaut. Es war die erste Anrather Neusiedlung. Vor 1660 kam noch ein sechstes Haus dazu.

Die Häuser wurden gebaut von den Familien Mehlers (heutige Hausnummer 4), Busch (6), Schnappertz (8), Gieter (10/12) und Dohr (14/16/18). In den folgenden Jahrhunderten wechselten alle Häuser mehrmals ihre Besitzer. Sie wurden geteilt, umgebaut oder erhielten neue Fassaden. Die beiden Häuser (Poos und Windhausen) auf der Nordseite des Sträßchens entstanden nach 1870.

Seit 1900 wurden die meisten alten Gebäude wegen Baufälligkeit abgebrochen – einzig das Haus Nr.8 (im Jahre 1955 Püttmann) gibt noch die alte Bauweise wieder.