Auf dem heutigen Schnittpunkt der Straßen „Allee“, ‚Jakob-Krebs-Straße‘ und ‚Auf dem Sand‘ stand die ‚Hüskespforte‘ (Hüskespoort). Das Bett des Dorfgrabens von der ‚Hüskespforte‘ Richtung Südwesten, der Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer Bleiche umgewandelt war, wurde als letzte der alten Anrather Befestigungen im Winter 1862 gefüllt und darauf der Schulhof angelegt; K 289; KA Anrath. Die Straße der heutigen „Allee“ ist erst nach 1900 entstanden, und wurde vermutlich „Allee“ genannt, weil beide Seiten der Straße von großkronigen Bäumen gesäumt wurden. Nachdem 1937 alle Lindenbäume wegen Krankheit abgeholzt werden mussten, pflanzte die Gemeinde am 14. Januar 1938 Kugelakazien, um den Weg wieder als „Allee“ entstehen zu lassen. Diese Straße wurde ab ‚Bahnstraße‘ (heute ‚Jakob-Krebs-Straße‘) bis zur ‚Viersener Straße‘ (mit dem ersten Stück der späteren ‚Hindenburgstraße‘) ‚Alleestraße‘ genannt. Am 25. Juli 1928 beschloss der Gemeinderat Anrath, die ‚Reststrecke der bisherigen ‚Alleestraße‘ von der neuen ‚Hindenburgstraße‘ bis zur ‚Bahnstraße‘ (heute ‚Jakob-Krebs-Straße‘)‘ mit „Allee“ zu bezeichnen; GA 549; AZ 28.07.1928.
Die „Allee“ führt heute von der ‚Hindenburgstraße‘ in einem leichten Linksbogen nach Nordosten die ‚Franz-van-Kempen-Straße‘ (früher ‚Schulstraße‘) kreuzend bis zur ‚Jakob-Krebs-Straße‘. Sie ist eine der wenigen Straßen bei der die Nummerierung in Richtung Kirche verläuft. Auf dem Schulhof an der Alleeschule wurde noch bis in die 1930er Jahre die Kirmes abgehalten, Ende 1930 errichtete man eine Mauer um den Schulhof. Der Bunkerausgang der Stadtverwaltung und der ‚Alleeschule‘ auf dem Schulhof wurde 1972 geschleift.
Anlässlich des 975jährigen Jubiläums ihrer kirchlichen Selbständigkeit beantragte die Katholische Kirchengemeinde St. Johannes am 30. Dezember 1985 die „Allee“ in ‚Weinhofallee‘ umzubenennen. Die Begründung lautete, dass verschiedene Vikare, die in der Pfarrkirche Anrath eigene Altäre besaßen, auch ein eigenes Anwesen bewirtschafteten. Zu diesen Anwesen gehörte auch die St.-Jakobi-Vikarie, die als Wohnhaus, wie auch als landwirtschaftliches Anwesen, über Gebäude im Bereich der heutige ‚Alleeschule‘ verfügte, Dieses Gebäude, Weinhof genannt, waren durch einen schmalen Weg zwischen der damaligen ‚Adler-Apotheke‘ (Irmckeserb) und Schlossererb, einem Gebäude, das um 1900 der Straßenerweiterung der jetzigen ‚Franz-van-Kempen-Straße‘ und dem Neubau des Rathauses weichen musste, erreichbar. 1804 wurde die Vikarie von der herrschenden französischen Regierung eingezogen und verkauft, aber bereits 1808 vom damaligen Eigentümer neu errichtet. Das Gebäude war später Kaplanei, dann als Gemeindeeigentum Lehrerwohnung und schließlich wurde der Weinhof 1897 abgebrochen und der gewonnene Platz zur Vergrößerung des Schulhofes verwendet; siehe K 121, 212, 287, 310. Der Liegenschaftsausschuss folgte dem Antrag auf Umbenennung wegen der hohen Kosten und der fehlenden Zustimmung der Anlieger jedoch nicht; Entscheidung vom 29. April 1986.
Die mit Ende des Jahres 2011 geschlossene ‚Alleeschule‘, deren Grundsteinlegung am 16. Oktober 1911 und deren Einweihung am 16. November 1913 erfolgte, trägt die Hausnummer 8 der „Allee“. Weitere Fundstellen siehe AHB 1998, 125; 2013, 133; 2022, 98.
Aus dem Exposé der GSG Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich:
Die ehemalige Alleeschule in Anrath hat eine fast 100-jährige Geschichte als Schulgebäude durchlebt, bevor sie Ende 2011 geschlossen und zu einem Bürogebäude umgewidmet wurde. Um die Raumproblematik der beiden Anrather Schulen zu lösen, wurde sie im Jahr 1913 nach zweijähriger Bauzeit als Knabenschule eingeweiht. Ab dem Jahr 1968 beheimatete das Gebäude die Katholische Grundschule und wurde 1973 eine Dependance der Gottfried-Kricker-Schule am Hochheideweg. Nachdem 1998 hier der erste Jahrgang des neuen Gymnasiums Anrath untergebracht wurde, weil der Neubau erst im Jahr darauf fertiggestellt werden konnte, diente die Alleeschule in den folgenden Jahren als Zweigstelle der Johannesschule. Nachdem der Willicher Stadtrat Ende 2011 die Auflösung der Johannesschule beschloss, wurde das Gebäude 2013 an einen Investor verkauft. Nach einer umfangreichen Sanierung und Modernisierung wurde das Gebäude anschließend mehrere Jahre durch eine Bank genutzt. Im Jahr 2021 wurde die Alleeschule durch die GSG erworben. Durch den neuen Mieter, den die GSG gewinnen konnte, wird die Alleeschule wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt. Ab Mitte 2021 unterrichtet die Privatschule „Carpe Diem“, die bereits eine Schule für 120 Kinder und Jugendliche in Anrath betreibt, in der Alleeschule hochbegabte Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 13.
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