Versuch einer Aufhellung
(von Heinrich Joecken – Aus dem Anrather Heimatbuch 1983)
Bis zum Ende der 30er Jahre wohnten in Anrath zahlreiche jüdische Familien. Manche dieser Familien – die oft namens-gleich, aber nicht immer miteinander verwandt waren, waren seit Generationen in Anrath ansässig. Sie wären es sicherlich auch heute noch, wenn es nicht damals zu ihrer Vertreibung und schließlich zu ihrer Vernichtung gekommen wäre.
Über ihr Schicksal ist wenig bekannt. Manche konnten entkommen, sie sind dann draußen, in der Fremde, gestorben. Die meisten von ihnen wurden jedoch deportiert, sie kamen anschließend in die Todeslager, wenn die Fahrt nicht unmittelbar in diese „Todesfabriken“ ging. Amtliche Unterlagen über ihr Schicksal sind kaum vorhanden. Beim Herannahen des Zusammenbruches wurden die Unterlagen gründlich vernichtet. Über das wirkliche Ausmaß der Verfolgung sollte so wenig wie möglich bekannt werden, und im übrigen hatten die Verantwortlichen auch ein Interesse daran, möglichst unerkannt zu bleiben.
Wenn wir also heute darangehen, das Schicksal unserer damaligen jüdischen Mitbürger aufzuklären, kann es sich nur um einen Versuch handeln, derlückenhaft bleiben muss. Wo noch amtliche Unterlagen vorhanden sind, müssen hier und da Fehler festgestellt werden, was aber bei einer solchen Materie nicht verwunderlich sein kann. Dr. Gottfried Kricker beschäftigt sich in seinem Werk über die Geschichte der Gemeinde Anrath auf den Seiten 189, 190 und 191 mit den Anrather Juden.
Über Einzelheiten und Einzelschicksale hinsichtlich der Verfolgung und Vertreibung berichtet er nicht. Er schreibt vielmehr: „Seit der nationalsozialistischen Zeit sind alle Juden aus Anrath verschwunden.“
Ich will nun hier den Versuch unternehmen, das Schicksal der Anrather jüdischen Familien zu untersuchen. Bei der Aufzählung dieser Familien muss ich mich auf mein Gedächtnis verlassen, wobei anzumerken ist, dass ich aus beruflichen Gründen Anrath 1935 verlassen habe. Als meine Familie aus kriegsbedingten Gründen im Herbst 1939 nach Anrath zurückkam, waren die Anrather Juden – um mit Dr. Kricker zu sprechen – bereits aus Anrath verschwunden, wenigstens zum größten Teil.
Bei den Angaben über Einzelschicksale konnte ich als Quellen das „Heimatbuch des Kreises Viersen“, Jahrgang 1979 – kurz „Heimatbuch“ genannt, und die „Krefelder Studien – Band 2 – Krefelder Juden“ – kurz „Krefelder Studien“ genannt, benutzen. Auch in diesen Quellen sind einige Angaben nicht voll zutreffend.
Aber zunächst einige Anmerkungen über die Juden in Anrath überhaupt: Es muß hier schon eine ziemlich bedeutende Gemeinde gewesen sein, gemessen an der Anzahl der Juden in Deutschland überhaupt. So berichten die „Krefelder Studien“ auf Seite 39, dass am 13.1.1848 in Anrath 13 Familien mit 83 Personen, davon 10 Kinder, davon 9 Schulkinder, lebten. Nach der Stadt Krefeld mit 75 Familien und 479 Seelen war dies die zweitgrößte jüdische Gemeinschaft im damaligen Stadt- und Landkreis Krefeld. Es steht weiterhin fest, dass bereits im Jahre 1844 in Anrath eine jüdische Schule gegründet wurde. Bis dahin befand sich nur in der Stadt Krefeld eine solche Schule. Die Anrather jüdische Schule hat übrigens noch die Viersener Schule überdauert. Wie lange sie bestanden hat, ist nicht zu erkennen. Zu meiner Schulzeit bestand sie jedenfalls nicht mehr. Die jüdischen Kinder gingen mit uns zur Schule, nur der Religionsunterricht war getrennt. Sie nahmen z. B. am St. Martinszug ganz selbstverständlich teil. Da gab es keinen Unterschied! Es wird aber auch gesagt, dass die Anrather Juden mit ihrer Schule keine besonders glückliche Hand hatten. Die Lehrer wechselten zu häufig und wegen eines Lehrers – er hieß Wolsdorf – gab es sogar gerichtliche Auseinandersetzungen.
Die Bedeutung der Anrather jüdischen Gemeinde ist auch daran zu erkennen, dass sie über eine Synagoge und über einen Friedhof verfügte. Beide Einrichtungen wurden auch von den in Neersen ansässigen Juden benutzt. Die Synagoge befand sich in der Viersener Straße am Hause der Fleischerei Inderbiethen. Sie überstand die „Reichskristallnacht“. Erst zu Beginn der 50er Jahre wurde sie abgerissen. Heute befindet sich dort ein Wohnblock.
Der Friedhof liegt in der Zissdonk. Er ist heute noch als solcher ausgewiesen. Die noch vorhandenen wenigen Grabsteine sind total verwittert, so dass auf ihnen nichts mehr zu erkennen ist.
Die weite Entfernung des Friedhofes von den Ortskernen Anrath und Neersen ergibt sich aus der jüdischen Religion. Danach dürfen die Juden ihre Toten nicht in der Nähe von Ortschaften begraben. Im übrigen haben die Toten auch ewiges Ruherecht, unabhängig von den gesetzlichen Ruhezeiten.
Nun zu den Anrather Familien. Ich habe bei der Adressenangabe die alten Bezeichnungen gewählt, weil ich dies für übersichtlicher halte.
Familie Moses Servos, Viehhandlung, Bahnstraße 59:
Zur Familie gehörten 6 Kinder, die Töchter Emilie, Lene, Erna und Jenny und die Söhne Adolf und Albert.
Emilie Servos heiratete den Viehhändler Moritz Heidt, s. später, Jenny Servos den Viehhändler Sternberg in Jever, von Erna ist nichts bekannt. Von Lene S. berichten die „Krefelder Studien“, dass sie 1939 nach Belgien verzogen sei undvom AG Krefeld 1951 per 08.05.1945 für tot erklärt wurde.
Adolf S. lebte als Schauspieler in Berlin, von ihm ist nichts bekannt. Albert S. heiratete Ilse Servos vom Marktplatz, s. später. Moses Servos starb bereits 1921. Er galt in Anrath als Millionär.
Henriette Cohen, Bahnstr. 68:Sie wurde am 20.11.1878 geboren und am 11.12.1941 nach Riga deportiert. Sie ist wahrscheinlich umgekommen.
Familie Meir Servos, Viehhandlung, Bahnstraße 39:Mir sind 2 Kinder dieser Familie in Erinnerung, nämlich die Tochter Jenny und der Sohn Max. Jenny S. führte mit Fine Derks ein Textilgeschäft im elterlichen Haus. Nach den „Krefelder Studien“ ist sie am 05.04.1939 nach Den Haag entkommen. Weiterhin wird nichts gemeldet.
Max S. wurde am 17.9.1944 nach Theresienstadt deportiert. Nach dem Kriege kehrte er nach Krefeld zurück, wo er vor etlichen Jahren starb.
Familie Karl Simons, Viehhandlung, Bahnstraße 30:Die Simons waren meine direkten Nachbarn.
Im „Heimatbuch“ wird Gustav Simons, geb. 03.01.1872 in Jüchen, erwähnt. Dies ist vermutlich eine Namensverwechslung. Es wird sich hier um Karl Simons,dem Vater von Gustav, handeln.
Karl Simons, der auch Kantor oder Vorbeter der Synagoge war, war 2 mal verheiratet. Aus der 1. Ehe stammten eine Tochter und 2 Söhne. Einer dieser Söhne war Berthold Simons, über den noch berichtet wird. Die Tochter und der andere Sohn lebten nicht in Anrath. Der Sohn war Offizier und hatte ein Auge verloren.
An seine gelegentlichen Besuche im Elternhaus erinnere ich mich noch.
Aus der 2. Ehe stammten 2 Söhne, nämlich Ernst und Gustav. Ernst S. war später leitender Angestellter der Tuchfabrik „Rheinland“ in Mönchengladbach. Er konnte nach den USA entkommen.
Gustav Simons war Viehhändler, wie sein Vater. Er kaufte später den Joeckenhof an der Hausbroicher Straße, mußte ihn aber nach einigen Jahren an den Pferdehändler Karl Assmann wiederum verkaufen. Noch vor Erlaß der „Nürnberger Gesetze“ heiratete er eine „arische“ Frau aus Krefeld, mit der er nach Raanana/Palästina auswanderte. Dort gründete er ein Transportgeschäft. Meine Absicht, ihn bei meinem 1. Israel-Aufenthalt (Herbst 1978) zu besuchen, gelang nicht mehr, weil er vorher starb.
Familie Julius Servos, Viehhandlung, Marktplatz 3:Ich erinnere mich an 4 Kinder, nämlich: Kurt, Herbert, Hilde und Ilse. Kurt S. starb in jungen Jahren. Ilse heiratete Albert Servos von der Bahnstraße. Sie hatten 2 Kinder, Kurt und Hilde (?). Kurt S. ist heute Professor an einer amerikanischen Hochschule. Er besuchte vor einigen Jahren Anrath.
Über das Schicksal von Albert und Ilse Servos, ebenso über Hilde Servos, ist nichts bekannt.
Herbert Servos wurde am 11.12.1941 nach Riga deportiert. Im Konzentrationslager Stutthof kam er ums Leben.
Familie Max Servos, Ölhandlung, Kirchplatz 4-6:Max Servos betrieb eine Handlung in techn. Ölen und Fetten. Außerdem verkaufte er Hüte und Mützen. In Anrath war er allgemein unter dem Namen „Öler“ bekannt.
Bei Servos waren 3 Kinder: Ella, Fritz und Meta.
Ella Servos konnte nach England entkommen, wo sie vor etlichen Jahren starb. Ihre Schwester Meta Servos wurde zusammen mit Franz Gastes am 21. Juni 1939 von der Gestapo verhaftet. Meta Servos wurde nach einiger Zeit aus der Haft entlassen mit der Auflage, innerhalb von 24 Stunden das Reichsgebiet zu verlassen. Sie kam dieser Aufforderung nach und ging zu ihrer Schwester nach England. So konnte sie überleben. Gelegentlich besucht sie noch ihre Heimatgemeinde Anrath.
Fritz Servos war Angestellter der Tuchfabrik von Jakob Krebs, solange er dort gehalten werden konnte. Er wurde am 11.12.1941 nach Riga deportiert. Heinrich Bontenakels, der als Soldat in Riga war, hat ihn dort getroffen und, soweit wie möglich, mit Nahrungsmitteln unterstützt. Auch andere Anrather Soldaten haben ihn dort gesehen. Namen sind mir nicht bekannt. Fritz Servos kam ebenfalls im Konzentrationslager von Stutthof ums Leben.
Seine Eltern, Max und Rosa Servos, wurden nach Theresienstadt deportiert, wo sie vermutlich ums Leben kamen. Max Servos besaß übrigens aus dem 1. Weltkrieg das EK I.
Familie Bernhard Simons, Fleischerei, Viersener Straße 8:Zur Familie gehörten 3 Söhne, nämlich: Hermann, Paul und Fritz. Ebenso gehörten zur Familie „Onkel Max“ und „Tante Malchen“. Wie hier die Zusammenhänge waren, weiß ich nicht mehr.
Bernhard Simons starb bereits vor 1933. Seine Witwe führte die Fleischerei fort. Sie wurde später von Karl Nöhles übernommen. Die Söhne konnten nach Holland entkommen. Einer von ihnen ist nach dem Kriege nach Anrath gekommen, um sich mit Karl Nöhles in freundschaftlicher Weise über eine Wiedergutmachung zu verständigen. Was aus Frau Simons, Onkel Max und Tante Malchen geworden ist, ist mir nicht bekannt. Auch weiß ich nichts über das weitere Leben der drei Söhne.
Familie Gabriel Servos, Schirmhandlung, Viersener Straße 10:Zur Familie gehörten die Söhne Julius (Ullu) und Alfred (Alla). Gabriel Servos wurde am 25.07.1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort kam er ums Lebens. Über seine Frau wird nichts berichtet.
Julius Servos (Ullu) kam am 11.12.1941 nach Riga. Er kam ums Leben. Von Alfred Servos (Alla) ist nichts bekannt. In Anrath wird erzählt, er sei als amerikanischer Soldat bei der Besetzung Anraths Anfang März 1945 dabei gewesen. Mir ist aber niemand bekannt, der ihn tatsächlich gesehen und mit ihm gesprochen hat. So muß es wohl ein Gerücht bleiben.
Gottfried Daum hat im „Anrather Heimatbrief“ Nr. 19 über diese Familie und über die Anwesen Viersener Straße 8 (Simons) und Viersener Straße 10 (Servos) berichtet.
Berta Leibs, Fleischerei, Viersener Straße 17:Berta Leibs hieß in Anrath allgemein „Leibs-Berta“. Über ihr Schicksal finden sich nirgendwo Notizen. Das „Heimatbuch“ nennt jedoch noch Moses Grünewald, zugezogen 1938 nach Anrath, deportiert am 11.12.1941 nach Riga.
Ebenfalls wird hier genannt Berta Grünewald, Anrath, Viersener Straße, deportiert am 11.12.1941 nach Riga.
Die Grünewalds sind 1888 und 1887 in Rhaunen/Hunsrück geboren. Ob sich hier mit „Leibs-Berta“ Zusammenhänge ergeben, konnte nicht geklärt werden.
Familie Sieghard oder Siegfried Cassel, Fleischerei, Viersener Straße 37:Das „Heimatbuch“ nennt hier die Vornamen Sieghard und Siegfried. Was hier richtig ist, weiß ich nicht, ich meine, er hätte den Namen „Siegbert“ geführt.
S. Cassel und seine Frau Emmy wurden am 25.07.1942 nach Theresienstadt deportiert und gelten als tot.
Familie Moritz Heidt, Viehhandlung, Krefelder Straße 68:Moritz Heidt war verheiratet mit Emilie Servos von der Bahnstraße. Sie hatten zwei Söhne, nämlich Edgar und Werner. Die gesamte Familie wurde am 11.12.1941 nach Riga deportiert. Wahrscheinlich ist sie dort ums Leben gekommen.
Dr. Julius Rötten, der als Veterinäroffizier im Osten eingesetzt war, hat Moritz Heidt in Riga gesehen. Als er ihm eine Packung Zigaretten zustecken wollte, trat ein Wachtposten dazwischen. Dr. Rötten wurde zum Stadtkommandanten befohlen. Die Sache lief jedoch für ihn glimpflich aus.
Familie Berthold Simons, Viehhandlung, Krefelder Straße 68:Ich meine mich zu erinnern, dass die Familie Berthold Simons im Hause Heidt gewohnt hat. Berthold Simons war mit Hedwig Meyer verheiratet. Der Sohn Hans wurde am 23.05.1921 geboren.
Von Berthold Simons berichten die „Krefelder Studien“, dass er 1939 nach Ranana/Palästina ausgewandert sei. Hier handelt es sich sicherlich um eine Verwechslung mit seinem Bruder Gustav.
Von Frau Hedwig Simons berichten die „Krefelder Studien“, dass sie am 22.03.1942 nach Izbica – Nähe Lublin/ Polen – deportiert wurde. Sie wurde vom AG Krefeld per 31.12.1945 für tot erklärt. Mit ihr ging der Sohn Hans, der ebenfalls per 31.12.1945 vom AG Krefeld für tot erklärt wurde.
Es ist unwahrscheinlich, dass Berth. Simons nach Palästina ging und Frau und Sohn allein hier zurückließ.
Es fällt in dieser Zusammenstellung das Datum des 11.12.1941 auf, weil an diesem Tage zahlreiche Juden nach Riga deportiert worden sind. Die „Krefelder Studien“ veröffentlichen auf Seite 240 eine von der Gestapo gefertigte Liste der „Deportierten“. Nach dieser Liste sind aus dem Raume Krefeld 144 Personen deportiert worden. Diese Liste kann aber nicht vollständig sein, denn es fehlen auf ihr Namen von Juden, die deportiert wurden oder als deportiert angegeben sind. Von den Anrather Juden sind dort nur angegeben Vater Heidt und die Söhne Edgar und Werner. Frau Emilie Heidt ist mit ihrem Mädchennamen Emilie Servos verzeichnet. Kurt Servos ist verzeichnet, nicht aber Fritz Servos. Nach den Einzelgaben sind aber eine größere Anzahl Anrather Juden an diesem Tage nach Riga deportiert worden. Wir erkennenhieraus, wie lückenhaft das gesamte Material ist.
Wenn es auch heißt, dass die Familien deportiert worden sind, so bedeutet dies keinesfalls, dass die Familien auch zusammengeblieben sind. Eine Trennung nach Männer und Frauen wurde vielmehr im Zentrallager, dem Schlachthof der Stadt Düsseldorf, vorgenommen. Man beachte im übrigen die Wahl des sog. „Zentrallagers“!
Die Anrather Juden wohnten auch nicht mehr in Anrath. Die „Krefelder Studien“ nennen für die hiesigen Juden durchweg Krefelder Anschriften. Es wird wohl so gewesen sein, dass die Anrather jüdischen Familien in Krefeld zusammengezogen waren, um sie besser kontrollieren zu können und beim Abtransport leichteres Spiel zu haben.
Die Transporte nach Riga, Theresienstadt, Izbica u.s.w. bedeuten auch nicht, dass dort die Vernichtung – Vergasung – erfolgte. Die deportierten Juden sind vielmehr von diesen Zentralorten aus in die eigentlichen Vernichtungslager – Auschwitz, Treblinka oder Maydanek – geschafft worden.
In Riga hatten die arbeitsfähigen Juden unter Aufsicht der SS Schwerarbeit zu leisten. Teils im Hafen, um Schiffe zu entladen, zu beladen, teils um Schrott zu sortieren, Torf zu stechen oder um Straßenarbeiten zu leisten. Es ist verständlich, dass viele der Verschleppten schon vor dem Transport in die Vernichtungslager starben. Hunger, Krankheit und Kälte sorgten für die Dezimierung.
Diesen Bericht habe ich weitgehend aus dem Gedächtnis geschrieben. Soweit ich Quellenbenutzen konnte, sind sie am Schluss angegeben. Unter diesen Umständen kann nicht ausbleiben, dass mir Fehler der verschiedenster Art unterlaufen sind. Aber der Hauptzweck dieses Berichtes sollte sein, die Namen der Anrather Mitbürger jüdischen Glaubens wieder ins Bewusstsein zu rufen. Viele von uns kennen sie noch und wissen mit diesen Namen etwas anzufangen.
Im Heimatbuch 1974 des damaligen Kreises Kempen-Krefeld befasst sich Frau Maria Jansen mit der Waldnieler Jüdischen Gemeinde. Auf Seiten 256/257 erwähnt sie die Familie Cahn. Dabei schreibt sie, dass Helmut Cahn (1910) im Jahre 1938 von Anrath aus nach Dachau geriet, von dort in das niederländische Lager Westerburg kam und bei dessen Auflösung deportiert wurde. Helmut Cahn ist in Anrath unbekannt. Es ist m. E. möglich, dass er hier bei Bekannten Zuflucht gesucht hat und dann von hier aus seinen Weg in die Vernichtung antreten musste.
Zum Schluss noch eine Bitte: Wer zur Aufhellung des einen oder anderen Schicksals beitragen kann oder wer zu Berichtigungen in der Lage ist, möge dies tun. Es wird sicherlich möglich sein, in der nächsten Ausgabe des Anrather Heimatbuches für weitere Aufklärungen zu sorgen.
Quellen:
Dr. G. Kricker: „Geschichte der Gemeinde Anrath“
Heimatbuch des Kreises Viersen, Jahrgang 1979;
Krefelder Studien – Band 2 – Krefelder Juden.