Albert Brülls

  1. März 1937 in Anrath;
    † 28. März 2004 in Neuss

Ein früher Exportschlager

aus der Rheinischen Post vom 21.06.2010 – von Dirk Sitterle Der 2004 verstorbene Albert Brülls nahm mit Deutschland an den Weltmeisterschaften 1962 und 1966 teil. 1962 ging er als zweiter deutscher Fußballer nach Italien. Seine Karriere beendete er 1972 beim VfR Neuss.

Was hat Albert Brülls mit Günter Netzer, Hansi Müller, Felix Magath, Lothar Matthäus, Thomas Häßler und Lukas Podolski gemeinsam? Auch der am 28. März 2004 nach kurzer, aber schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren daheim in Korschenbroich-Raderbroich verstorbene Kicker trug bei Weltmeisterschaften mit der 10 die wohl wichtigste Nummer im internationalen Fußball.

Von 1959 bis 1966 kickte der schnelle und schussstarke Stürmer Albert Brülls 25 Mal für Deutschland und erzielte dabei neun Treffer.

Schon mit 22 war der Stürmer von Borussia Mönchengladbach ein echter Hit. Gleich in seinem ersten Länderspiel am 4. Oktober 1959 steuerte er beim 4:0-Sieg über die Schweiz den Treffer zum 2:0 bei. Kein Wunder, dass ihn der AC Florenz schon 1961 unbedingt verpflichten wollte. Brülls spielte unter Bundestrainer Sepp Herberger jedoch erst noch das WM-Turnier in Chile und kam dabei bis zum Aus im Viertelfinale gegen Jugoslawien (0:1) in allen Partien zum Einsatz. Am 2:1-Erfolg im zweiten Spiel der Vorrunde über die Schweiz war er mit einem Treffer beteiligt.

Zurück aus Südamerika verließ er die Borussia, die er 1960 im DFB-Pokalfinale gegen den Karlsruher SC als Kapitän mit seinem Tor zum 3:2-Endstand zum bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte geschossen hatte. Nach 160 Spielen in der legendären Oberliga West (38 Tore) war er nach Helmut Haller der zweite deutsche Kicker, der im einstigen Lire-Paradies Italien einen Profivertrag unterschrieb. Allein die Borussia strich für den Wechsel des Nationalspielers zum FC Mode-na für damalige Verhältnisse rekordverdächtige 260 000 Mark ein. 10 000 Mark pro Monat soll Brülls in „Bella Italia“ verdient haben – netto versteht sich.

Nach den Stationen Brescia Calcio und Young Boys Bern (Schweiz) sowie der WM 1966 in England (unter Helmut Schön kam er auf dem Weg zum zweiten Platz noch zwei Mal zum Einsatz) kehrte er 1970 als reicher Mann nach Deutschland zurück, wo er seine aktive Karriere zwei Jahre später beim damals noch drittklassigen VfR Neuss ausklingen ließ. Obwohl es in der Folgezeit sowohl finanziell als auch sportlich (vergeblich hoffte er auf einen Job als Jugendtrainer bei der Borussia), bergab ging, behielt der dreifache Familienvater seinen Platz in den Herzen der Fans. „Bis zum Schluss kamen für ihn noch Autogrammwünsche“, wusste Manfred Heling, Leiter des Medienzentrums im Rhein-Kreis Neuss, wo Brülls mit Kurierfahrten seine schmale Rente aufstockte, 2004 kurz nach dem Tod des 25-fachen Nationalspielers zu berichten. Er hatte den einstigen Star als „netten Kerl“ kennen- und schätzengelernt. Ein Mensch, der jede Menge spannende Geschichten zu erzählen gehabt habe, „aber nur, wenn man ihn darum bat – er hat damit nie rumgeprahlt“.

Lang, lang ist’s her: Albert Brülls trainierte
auch mal den VfR 06 Neuss.

Vergessen ist der überragende Borusse der späten Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre bis heute nicht. In Mönchengladbach trägt eine Straße in der Nähe des Borussia-Parks seinen Namen, in Anrath, seinem Geburtsort, auch. Und die Fanband B.O. (www.bo-mg.de) hat ihn sogar in ihrer Hymne „Es gibt nur eine Borussia“ verewigt.

INFO
Geboren: 26. März 1937 in Anrath
Gestorben: 28. März 2004 in Korschenbroich
Familie: verheiratet, drei Kinder
Stationen als Spieler: Viktoria Anrath, VfL Borussia Mönchengladbach, FC Modena, Brescia Calcio, Young Boys Bern, VfR 06 Neuss
Länderspiele: 25 (9 Tore), WM-Teilnehmer 1962 und 1966
Stationen als Trainer: VfR Neuss, Fortuna Mönchengladbach, Rot Weiß Venn

Albert Brülls mit der deutschen Nationalmannschaft am 6.6.1962 im Nationalstadion in Santiago de Chile vor dem Weltmeisterschafts-Gruppenspiel gegen Chile (2:0):
Stehend (v. l.): Willy Schulz, Uwe Seeler, Willi Giesemann, Horst Szymaniak, Karl-Heinz Schnellinger;
Hockend (v. l.): Albert Brülls, Engelbert Kraus, Hans Nowak, Hans Schäfer, Wolfgang Fahrian, Herbert Ehrhardt. Foto: dpa