Die „Kehner Straße“ als Anliegerstraße beginnt an der Ecke ‚Lerchenfeldstraße‘ und ‚Schageshofstraße‘ gegenüber Haus Nr. 54 und verläuft in nordwestliche Richtung, quert die ‚Steinstraße‘ und führt dann im rechten Winkel weiter nach Nordost bevor sie auf die ‚Kleinkollenburgstraße‘ trifft. Stichstraßen und Fußwege führen in angrenzende Wohngebiete. Der Name dieser Straße ist auf die Honschaft Kehn (siehe weiter unten) zurückzuführen.
Die „Kehner Straße“ entstand im Rahmen des Umlegungsverfahrens Nr. 4 ‚Lerchenfeldstraße‘ (UA 1999, 25). Am 16.12.1976 beschloss der Rat der Stadt Willich ‚die Planstraße im Bereich des Bebauungsplanes 1/69 A zwischen der ‚Kleinkollenburgstraße‘ und der ‚Lerchenfeldstraße‘, entsprechend der Empfehlung des Liegenschaftsausschusses mit „Kehner Straße“ zu bezeichnen.
Der Beigeordnete Titgens hatte vorgeschlagen die Bezeichnung ‚Kehnstraße‘ zu wählen in Anlehnung an die Gebietsbezeichnung hinter der Eisenbahn. Der Bürgerverein Anrath hatte ‚Winkelstraße‘ vorgeschlagen, da es zu dieser ‚im Meisfeld liegenden Straße keinen historischen Bezug gebe‘. Der Namensbezug sollte deshalb aus der im Winkel angelegten Straße genommen werden.
Die Baugrundstücke wurden aber erst 1994 durch die Erschließungsstraßen „Kehner Straße“ und ‚Steinstraße‘ der Bebauung zugeführt. Es wurden neun Grundstücke für Geschosswohnungsbau und 36 Grundstücke für Einfamilienhäuser bebaut (UA 1999, 56). 40 Ein- und 9 Mehrfamilienhäuser mit 220 Wohnungen entstanden auf dem 45.000 m² großen Gelände.
Die Honschaft Kehn; aus Kricker Seiten 318ff, siehe auch AHB 1984, 12; AHB 2002, 13:
Die Honschaft oder Bauerschaft Kehn, zwischen den Dörfern Anrath, Vorst, und St. Tönis gelegen, war bis zur französischen Besetzung eine Gemeinde im kurkölnischen Amte Liedberg. Mit Schiefbahn bildete die Honschaft einen besonderen Gerichtsbezirk, dessen Dingstuhlgericht im Liedberger Gerichtshaus in Anrath gehalten wurde. Kirchlich gehörte das Kehn seit der frühesten Zeit aus der Urkunden vorliegen, zur Pfarre Anrath. Dass es vorher mit Anrath nach Kempen eingepfarrt war, ist nicht zweifelhaft. Nach Errichtung der Pfarre Vorst im Jahre 1559 wurde der größte Teil der Honschaft dieser Pfarre einverleibt, der Rest verblieb bis heute (1959) bei Anrath. Um 1800 hatte dieser Teil 150 Einwohner. Seit 1821 bildet ein Bach, der bei Berschelsbaum die Landstraße Anrath – Vorst schneidet, die Pfarrgrenze.
Der Name Kehn kommt in Urkunden alter Zeit auch als Kahn, Keen, Keyn, (1370) und Kenn vor. Seine Bedeutung ist ungewiß. Die Ableitung von canna, einem keltischen oder lateinischen Wort, das Rohr und Schilf bedeutet, gilt als wahrscheinlich. Diese Benennung paßte zur natürlichen Beschaffenheit der Gegend. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier zahlreiche mit Schilf bewachsene Sumpfstrecken, die erst in den letzten Jahrzehnten kultiviert wurden. Stimmt die Herkunft des Namens, ist auch die Annahme wahrscheinlich, daß die Gegend schon in vorfränkischer Zeit besiedelt wurde, als die Waldstrecken und wasserreichen Niederungen der Umgebung noch menschenleer waren.
Das Kehn bestand nicht aus einem zusammenhängenden Gebiet, sondern aus mehreren Stücken, die in der Großen Honschaft des Amtes Kempen und in der Honschaft Unterbruch des Amtes Oedt zerstreut waren. Umfang und Örtlichkeit sind nicht mehr genau festzustellen. Die beiden größten Teile lagen in der Nähe von Vorst und bei den Lindhöfen. Der westliche Hauptteil hatte nach Süden einen Zipfel, der sich im Kleinkempener Gebiet bis in die Nähe des Dorfes Anrath erstreckte. Hier lag als äußerster Kehner Hof der Gietherhof an der Gietherstraße. Östlich befand sich eine Kehner Enklave im Kempener Land und nordöstlich von Vorst eine zweite Enklave in der Nähe der Reckenhöfe. Zwischen dem westlichen größeren Teil und den östlichen kleineren schob sich ein Landstreifen, der zur Kleinen Honschaft des Amtes Kempen gehörte. Eindeutige Grenze gegen das Dorf Vorst bildete ein Bach, Dorfflöth oder Schleck genannt, der an der Muttergottesvikarie und dem Pastorat vorbeifloss.
In der Franzosenzeit wurde die Honschaft Kehn, die man jetzt Clörath nannte, 1798 von Oedt getrennt und als Bestandteil der Bürgermeisterei Neersen eingegliedert, die aus Neersen, Anrath, Kehn und Clörath bestand. Die neue Grenze wurde scheinbar erst 1811 oder 1812 festgelegt. Damit verlor die Honschaft ihre Selbständigkeit und teilte von nun an das Schicksal der Gemeinde Neersen. Die alte kirchliche Zugehörigkeit zur Pfarre Anrath blieb bestehen und hält die nachbarlichen Beziehungen der Bewohner hüben und drüben bis heute lebendig; siehe Kricker 339.