Am Bahnhof

2005 wurde die Seitenstraße nördlich des Anrather Bahnhofs, rechts abzweigend von der Jakob-Krebs-Straße in „Am Bahnhof“ umbenannt. Die parallel der Bahnlinie entlang laufende Straße gabelt sich nach etwa 500 Metern in den nach links in nördliche Richtung abzweigenden Wirtschaftsweg „Kreuzweg“ und den nach Nordosten verlaufenden Wirtschaftsweg „Darderhöfe“.

Auf der von der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft gebauten Bahnstrecke von Krefeld über Anrath und Viersen nach Mönchengladbach hielt die erste Dampflokomotive am Morgen des 05. Oktober 1849 mit fünf Waggons aus Krefeld kommend in Anrath. Das Bahnhofsgebäude wurde erst 1850 erbaut und lag auf dem Gebiet der Gemeinde Vorst. Später errichtete man weitere Nebengebäuden sowie ein Gebäude mit einer Dienstwohnung, das noch heute die Hausnummer 3 trägt. Die zum Bahnhof und weiter zum Dienstgebäude liegende Straße wurde „Bahnhof“ genannt. Laut Einschulungslisten der Volksschule Anrath trug der Bahnhof die Bezeichnung „Bahnhof 215“.

Im Bahnhofgebäude war ein gutgehendes Restaurant untergebracht, welches die Familie Melchers, die das Obergeschoss im Gebäude bewohnte, bewirtschaftete. Die Familie unterhielt gleichzeitig ein Fuhrunternehmen mit Taxi- und Busbetrieb. Diese zunächst eingleisige Bahnstrecke wurde 1917 um ein zweites Gleis erweitert. 1935 erhielt die Station den Preis für „Deutschlands schönster Bahnhof“. Dies war größtenteils der Familie Melchers zu verdanken, denn diese hatte zur Attraktionsteigerung ihres Lokals den Bahnhof samt Gelände mit Rosenbögen, Beeten und Blumenkästen mit Tulpen und Narzissen bepflanzt. Zudem gaben die mächtigen Kastanien am Wege ein schönes Bild ab. Nach dem II. Weltkrieg wurde die bestehende Wohnung umgebaut und Anbauten bewohnbar gemacht, um sie als Notunterkunft für Familien zu nutzen. Mit dem Grenzänderungsvertrag in 1958 zwischen Vorst und Anrath ging der auf Vorster Gebiet liegende Bahnhof Anrath mit einem dazugehöriger 17 Hektar großen Streifen gingen an Anrath. 1964 erhielt die Strecke die Elektrifizierung. 1963 bis 1964 erfolgte der Abriss des maroden Anbaus, im April 1976 fiel der Rest des Bahnhofsgebäudes dem Abrissbagger zum Opfer, das an der Jakob-Krebs-Straße stehende in 1890 in Betrieb genommene Stellwerk Anrath af wurde am 04. Februar 2001 außer Betrieb gestellt (Quelle: Stellwerke.de) und im April 2002 abgerissen. Der Haltepunkt Anrath ist der letzte aktive Bahnhof in der Stadt Willich.

WN vom 29.03.2000, Willich erleben, AHB 2019, 39